Tiroler Tageszeitung - Kitzbühel als neues Kunstzentrum

Die holländischen Kunstsammler Theo und Mieke Jongen wollen die Region Kitzbühel kulturell beleben. Wo sich zuvor die Talstation eines Sessellifts in Kirchberg befand, ziert jetzt ein luxuriöses Kunsthaus die Landschaft.

Kirchberg – Da fehlt doch was. Dachten sich zumindest Theo und Mieke Jongen jedes Mal, wenn sie in Reith Ferien machten. Viel Sport, viel Prominenz, wenig Kultur – für die beiden Kunstliebhaber Grund genug, selbst aktiv zu werden. „Wir machen 30 Jahre lang in der Region Urlaub – und haben nach einem Grundstück für ein Haus, in dem wir eine Galerie integrieren können, gesucht“, erzählt Mieke Jongen, während sie durch die imposanten Ausstellungsräume führt.

„Kitzbühel soll nicht mehr nur für Sport stehen. Ich möchte, dass das Haus ein Zentrum zeitgenössischer Kunst wird.“ Theo Jongen

Da, wo sich vorher die Talstation eines Sessellifts in Kirchberg befand, steht jetzt eine riesige Villa. Auf drei Etagen werden in der so genannten “aaartfoundation” Kunstwerke aus der ganzen Welt ausgestellt. „Jeder ist bei uns willkommen. Von Donnerstag bis Sonntag haben wir von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Auf Anfrage können aber auch andere Termine vereinbart werden“, sagte die Hausherrin.

Das Ziel der beiden aus Holland stammenden Kunstsammler ist klar: „Kitzbühel soll nicht mehr nur für Sport stehen. Ich möchte, dass dieses Haus innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Zentrum zeitgenössischer Kunst wird“, gibt sich Theo Jongen wenig bescheiden. Bescheidenheit zählt auch nicht unbedingt zu den Attributen, die man dem Haus zuschreiben würde.

Allein die Bauweise und die verwendeten Materialien sind alles andere als gewöhnlich. Der Holzbau von 8500 Kubikmetern wurde aus Jahrhundertalten Hölzern, die zuvor aus südamerikanischem Gewässer ausgegraben wurden, gefertigt. „Das Holz konnte nur mit Diamantsägen bearbeitet werden, weil es zu hart ist“, erzählt Mieke Jongen. Zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten. Jetzt genießt das Ehepaar die Ruhe und geht seinem Hobby, dem Kunstsammeln und –ausstellen, nach „Wir hatten ei Architekturbüros in Holland und Berlin. Nach 25 Jahren haben wir entschieden, das Unternehmen zu verkaufen. Am Ende hatten wir 100 Architekten, das war ein enormer Aufwand“, sagt Jongen und öffnet die Tür zur anderen privaten Welt des Anwesens.

Auch hier bestimmen Kunstwerke aus allen Epochen das beeindruckende Bild. Dass das ehrgeizige Vorhaben, Kitzbühel in Sachen Kunst auf Vordermann zu bringen, fruchtet, davon ist Theo Jongen fest überzeugt: „Wir haben den Standort ja nicht zufällig gewählt. Diese Region ist für aufgeschlossene Menschen und für international anspruchsvolle Gäste bekannt. Genau hier internationale Kunst für ein interessiertes Publikum anzubieten, war unsere Vision.“

Um die “aaartfoundation” bekannt zu machen, haben sich die Kunstliebhaber für eine besondere Aktion entschieden. Alle 140 Skilehrer in Kirchberg tragen ein Werbelogo des Kunsthauses auf ihrem Skianzug. „Die waren auch schon alle bei uns und waren begeistet“, sagt Mieke Jongen. Das Ehepaar wolle schließlich nicht nur wohlhabende Gäste mit der Kunst erfreuen, sondern auch Einheimische. „Das ist Wellness für die Sinne – und jeder, der bisher da war, hat es genossen“, sagt die Innenarchitektin. Jongen würde es begrüßen, wenn sich am Kunstsektor in der Region mehr tun würde. „ Da soll ruhig Bewegung reinkommen. Mehr Galerien motivieren die jungen Leute und wecken das Interesse“, hofft die Kunstliebhaberin auf einen baldigen Aufwärtstrend.

Text und Bild Katharina Zierl (TT)

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